Artenkenntnisprojekt in der Region Bamberg – was man kennt, das schützt man
Bei der Abschlussveranstaltung des Projekts „Artenkenntnis erhalten – entdecke
Dein Naturtalent“ blickte der BUND Naturschutz (BN) Bamberg auf drei
Projektjahre zurück. Ziel des Umweltbildungsangebots war und ist es, der immer
weiter schwindenden Artenkenntnis in der Bevölkerung entgegenzuwirken, denn
nicht nur viele Tier- und Pflanzenarten stehen auf der Roten Liste, sondern auch
Menschen mit guten Artenkenntnissen.
Gastredner und BN-Artenschutzreferent Prof. Dr. Kai Frobel, bekannt als Initiator
für das Naturschutzgroßprojekt „Grünes Band“, ist geistiger Vater des
Artenkenntnisprojekts. Zunächst verdeutlichte er an verschiedenen Beispielen
den dramatischen Rückgang der Artenvielfalt in den letzten Jahrzehnten. Die
Roten Listen der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten in Bayern werden immer
länger. Sie spiegeln die negative Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte
deutlich wider. Knapp über die Hälfte sowohl der Pflanzen als auch der Tierarten
in Bayern sind gefährdet oder bereits ausgestorben. Ehemals häufige Arten wie
die Feldlerche sind selten geworden. Früher verbreitete, aber nicht so häufige
Arten wie der Kiebitz sind mittlerweile fast verschwunden. Bekannt ist auch die
sogenannte Krefelder Studie, nach der in 25 Jahren in 63 deutschen
Schutzgebieten ein Rückgang von drei Viertel der Fluginsekten-Biomasse
festgestellt wurde.
„Wir müssen erheblich mehr für die Biodiversität tun. Das Artensterben stellt
neben der Klimakatastrophe eine weitere Bedrohung unserer Lebensgrundlagen
dar und wird von der Dimension her leider immer noch unterschätzt“, mahnte
Frobel.
Hauptursache der Gefährdung ist der Verlust geeigneter Lebensräume durch zu
intensive Landnutzung, durch Flächenversiegelung und durch Zerschneidung von
Lebensräumen. So mindert die hohe Nährstoffbelastungen durch zu viel Düngung
und durch den Verkehr die Artenvielfalt. Ein weiteres Problem sind der Einsatz
von Pestiziden sowie strukturarme Agrarlandschaften. Der Klimawandel kommt
als Ursache für das Artensterben hinzu und stellt nach Frobels Worten den
Artenschutz vor ganz neue Herausforderungen.
Die Veränderungen im Zusammenhang mit dem erfolgreichen Volksbegehren
Artenvielfalt in Bayern wertete Frobel als positiv. Wenngleich viele der gesetzlich
festgelegten Maßnahmen von der Staatsregierung nur schleppend umgesetzt
werden. So geht beispielsweise die Ausweitung des ökologischen Landbaus
deutlich zu langsam voran.
Aber nicht nur die Artenvielfalt nimmt ab, sondern auch Menschen mit
Artenkenntnis. Frobel berichtete über die Ursprünge des Artenkenntnisprojekts
und die Wichtigkeit, Menschen für die Biodiversität zu begeistern und zu
Artenkennern auszubilden. Denn gute Artenkenntnisse sind eine unverzichtbare
Grundvoraussetzung für eine Beurteilung des Artenrückgangs und für praktischen
Naturschutz. Seit seiner 2016 erschienenen Studie zur „Erosion der Artenkenner“
ist das Anlegen und Verbessern von Artenkenntnis mittlerweile fester Bestandteil
im Bereich der Umweltbildungsangebote verschiedener Naturschutzvereine und –
organisationen in ganz Deutschland geworden.
Koordinator des Bamberger Artenkennerprojekts und Leiter der
Vogelbestimmungskurse Jan Ebert blickte auf die im Landkreis von 2020 bis 2022
durchgeführten Kurse zurück, die mit der finanziellen Unterstützung von LEADER,
der Oberfranken- und Heidehofstiftung sowie der Postcode Lotterie umgesetzt
werden konnten. Insgesamt nahmen über 250 Erwachsene an den Kursen teil, die
alle aus einer theoretischen Einführung und 4-5 Exkursionen bestanden.
Angeboten wurden die Artgruppen Amphibien, Falter, Fledermäuse, Insekten,
Pflanzen, Pilze und Vögel. Auf den Exkursionen wurden typische Lebensräume im
Landkreis Bamberg aufgesucht. Wichtig war es den Kursleiterinnen und
Kursleitern nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern für die Vielfalt und Schönheit
der Natur zu begeistern.
Eine Auswertung der Fragebögen, die alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am
Ende der Kurse anonym ausfüllen konnten, ergab, dass sich der allergrößte Teil
erfolgreich Artenkenntnisse aneignen konnte und sich auch weiterhin mit der
jeweiligen Artgruppe beschäftigen wird. Dies wurde auch bei einem kleinen Talk
am Ende der Veranstaltung von Erich Spranger mit Kursteilnehmerinnen und
Kursteilnehmern deutlich.
Aufgrund des großen Interesses an den Artenkenntniskursen plant der BN
Bamberg die Kursreihe fortzusetzen.